Heimat
Die Zeilen »Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat!« sowie »Weh´ dem, der keine Heimat hat« stammen aus dem Gedicht Vereinsamt des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche. Das Gedicht gab und gibt Anlass zu vielfältigen Interpretationen.
Vereinsamt
Die Krähen schrein
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
bald wird es schnein, –
wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!
Nun stehst du starr,
schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
vor Winters in die Welt entflohn?
Die Welt – ein Tor
zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
was du verlorst, macht nirgends Halt.
Nun stehst du bleich,
zur Winter-Wanderschaft verflucht,
dem Rauche gleich,
der stets nach kältern Himmeln sucht.
Flieg, Vogel, schnarr
dein Lied im Wüstenvogel-Ton! –
Versteck, du Narr,
dein blutend Herz in Eis und Hohn!
Die Krähen schrein
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
bald wird es schnein, –
weh dem, der keine Heimat hat!
Friedrich Wilhelm Nietzsche (* 15. Oktober 1844 in Röcken; † 25. August 1900 in Weimar)